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Sport- und Kulturhalle – tut sich was, oder wird doch wieder nur eine Sau durchs Dorf getrieben?

 

Sport- und Kulturhalle Unterliederbach
Die Sport- und Kulturhalle in Frankfurt am Main Unterliederbach (Archivbild)

„Einigkeit über Sport- und Kulturhalle Unterliederbach“ ist die Überschrift einer Presseerklärung des SPD-Stadtverordneten Hubert Schmitt zu einem Thema, zu dem es im Stadtteil in den letzten Jahren sehr ruhig geworden ist. Derzeit ist die Sport- und Kulturhalle eine fast leere Gebäudehülle, in deren Kellerräumen der hiesige Schützenverein tagt.

2013 war es noch etwas unruhiger. Ein Arbeitskreis Sport- und  Kulturhalle Unterliederbach hatte sich gegründet, eine Online-Petition und Unterschriftensammlung wurden durchgeführt, der Arbeitskreis hatte eine eigene Internetseite und die Sprecher des Arbeitskreises, Karl Leo Schneeweis und Heinz Alexander führten Gespräche mit Vertretern der Stadt. Und im August des Jahres 2013 war die Sanierung des großen Saales nach den Worten des Dezernenten Markus Frank in trockenen Tüchern.

Bis weit in das Jahr 2014 hinein glimmten noch Reste von Kultur im Gebäude, und eine Gaststätte war auch noch vorhanden. Der Musikkeller war beliebt, bot er doch auch Musikern aus der Umgegend eine Auftrittsmöglichkeit. Viel Publikum zogen zum Beispiel die Quietschboys. Die Quietschboys gibt es immer noch, den Musikkeller nicht mehr. Die Sanierung des großen Saales hatte auch nicht stattgefunden.

Anfang 2015 schien das Ziel des Arbeitskreises Sport- und Kulturhalle Unterliederbach erreicht. Ein Vertrag zwischen Stadt und der Konversions-Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH (KEG) sah angeblich vor, dass die Halle bis zum Beginn des Schuljahres 2015/16 für den Schulsport nutzbar sein sollte. Es tat sich weiterhin nichts.

Im September 2015 wurde dann bekannt, dass die Sport- und Kulturhalle Unterliederbach als Flüchtlingsunterkunft dienen solle. Die beiden Sprecher des Arbeitskreises traten zurück, der Arbeitskreis war faktisch aufgelöst. Der Vereinsring Unterliederbach sollte in einer Zukunft, in der die Halle nicht mehr von Flüchtlingen belegt ist, dafür sorgen, dass diese wieder von den Vereinen und den Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden kann.

Hubert Schmitt ist nicht nur Stadtverordneter sondern auch auch Vorsitzender des Vereinsrings Unterliederbach. Nach seiner Aussage sei die zeitnahe Instandsetzung der Sport- und Kulturhalle Unterliederbach gewährleistet, nachdem er von Stadtrat Frank eine entsprechende Auskunft erhalten habe.

Franks Auskunft ist die Antwort auf eine Anfrage Schmitts, in der er die für Januar 2018 angekündigte Sanierung der Halle in Gefahr sah. Laut Auskunft von Stadtrat Frank soll die Halle „so schnell wie möglich“ wieder in Stand gesetzt werden.

2018 ist Wahljahr in Frankfurt.

Sport- und Kulturhalle Unterliederbach

Sport- und Kulturhalle Unterliederbach (2014)
Die Sport-und Kulturhalle Unterliederbach von der Königsteiner Straße aus gesehen (2014)

Im Januar 2013 wurde der Arbeitskreis vom Vereinsring Unterliederbach initiiert, der sich für die Wiedernutzbarmachung des großen Saales der alten Sport- und Kulturhalle in der Hans-Böckler-Straße einsetzte und Vorschläge machte,  wie die renovierte Halle zu nutzen sei und die laufenden Kosten zu stemmen seien. Der Arbeitskreis löste sich allerdings wieder auf, als die Stadt die Räumlichkeiten für die Unterbringung von Flüchtlingen benötigte. Flüchtlinge leben auch heute noch dort. Der Mietvertrag mit der AWO, dem Sozialträger,der dort die Flüchtlinge betreut, läuft bis zum 31. Dezember 2017.

Im Februar 2015 wurde die Sanierung vermeldet. Stadtrat Markus Frank soll entsprechende Zusagen gemacht haben. Optimisten glaubten die Halle ab dem Schuljahreswechsel 2015/16 nutzen zu können. Bautätigkeiten an der großen Halle waren allerdings nicht zu erkennen, erst als im September feststand, dass die Halle als Flüchtlingsunterkunft genutzt werde, wurde die Halle dafür hergerichtet.

Die Sport- und Kulturhalle Unterliederbach ist ei typisches Objekt aus den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Einfache Bauweise, schlecht gedämmt und mit alter Beleuchtungsanlage versehen. Im Energiepass aus dem Jahr 2008 stehen Heizungskosten von 22,21 Euro pro Quadratmeter und Jahr und Stromkosten von 13,17 Euro pro Quadratmeter und Jahr, so dass für Heizung, Strom und Wasser bei Nutzung der Halle jährlich 44.000 Euro Energiekosten zusammenkommen. Zum Vergleich: Die Ballsporthalle, 2008 war die Umbenennung in Fraport Arena noch nicht erfolgt, wurde mit jährlichen Energiekosten von 172.180  Euro ausgewiesen. Die Fraport Arena hat eine Grundfläche  von 10.314 Quadratmetern, die Sport- und Kulturhalle Unterliederbach eine von 1.119.

Unterliederbach: Kulturfrei und still?

Heute las ich ganz zufällig einen Artikel und sah mich umgehend veranlasst, eine der neuen Funktionen von WordPress 4.4 auszuprobieren. Also die URL eines Kommentars kopiert und hier im Editor eingefügt. Voila:

Bevor der Winterschlaf beginnt …

Der Satz, der mich diesen Sätze schreiben lässt, steht in einem Kommentar zum Beitrag, zum bisher einzigen Kommentar. Thomas Schwarzer, Kulturschaffender aus und früher auch mal in Unterliederbach, sagt in seinem Kommentar, dass Unterliederbach einen Ort für kulturelle Veranstaltungen brauche.

Fraport Arena 2012
Die Fraport Arena in Frankfurt am Main Unterliederbach.

Denken wir doch mal nach. Unterliederbach hat zwei mehr oder weniger schöne Veranstaltungsorte. Da ist die Fraport Arena und die Jahrhunderthalle. Beide sind groß, zu groß für einen kleinen Kulturschaffenden in Unterliederbach. Obwohl ich mich noch an einen Mitarbeiter der Hoechst AG erinnern kann, der eine Fotoausstellung in den Räumen der Jahrhunderthalle veranstaltete. Er war für seine Portraits und Ansichten der Höchster Altstadt bekannt, war Leica-Preisträger und Unterliederbacher. Damals diente die Jahrhunderthalle allerdings noch den Mitarbeitern und den Nachbarn der Hoechst AG.

Jahrhunderthalle Frankfurt
Die 1963 fertiggestellte Jahrhunderthalle in Frankfurt am Main Unterliederbach

Heute ist der Bezug nicht mehr gegeben, wenn auch ein Imagefilm der Stadt Frankfurt am Main einen engen und, im Fall der Fraport Arena, völlig falschen Zusammenhang zwischen den Veranstaltungsorten und dem Stadtteil Unterliederbach konstruiert. Hier ist man ehrlicher.

Als ich nach Unterliederbach kam, gab es noch die Sport- und Kulturhalle Unterliederbach als Veranstaltungsort. Heute leben dort Flüchtlinge, junge Menschen, die vor Kriegswirren in den Heimatländern geflohen sind. Und ein Schützenverein ist dort untergebracht. Bis vor nicht allzu langer Zeit war in der Halle der Musikkeller Frankfurt zu Hause. Hier spielten Cover-Bands aus Nah und Fern – und die Quietschboys.

Die Bühne des Musikkeller-Frankfurt vor dem Auftritt der Cover-Band The Beatles Connection
Die Bühne des Musikkellers in der Sport- und Kulturhalle vor einem Auftritt

Live-Musik gab es früher in einem Weinkeller in der Soonwaldstraße, in einem Lokal im Heimchenweg und im Sommer im Hinterhof eines Lokals in der Königsteiner Straße. Alles vergangen und alles vergessen. Letzte Versuche mit einer Lesung und einer Ausstellung kunsthandwerklicher Gegenstände scheiterten ebenso, das Café, in dem die Veranstaltungen stattfanden, wechselte bald darauf die Besitzer.

Unterliederbach ein kulturferner Raum? Ja. Es gibt zwar Leute in Unterliederbach, die Musik machen, zeichnen oder malen und schreiben, aber in Unterliederbach weiß man davon nichts, will auch nichts davon wissen. In der kleinen unbedeutenden Straße wohnt ein Musiker, der alle zwei Jahre mal im Neuen Theater in Höchst auftritt und auch zeichnet und malt, aber wer kennt ihn? In Unterliederbach konnte sich der Verfasser der Rock’n’Roll Stories verstecken, keiner aus Unterliederbach lud ihn zu einer Lesung ein. In der deutschen Wikipedia ist er allerdings kein Unbekannter.

Eine Ausstellung in Unterliederbach, eine Lesung oder gar Konzerte sind heute in Unterliederbach kaum vorstellbar. Musik kann laut sein, gut besuchte Veranstaltungen ziehen Verkehr an, Dinge, die dem ruhebedürftigen Unterliederbacher nicht zuzumuten sind. Die Sport- und Kulturhalle ist auch eine Standortfrage, sie steht am falschen Ort und hat die falschen Nachbarn.

Unterliederbach: Flüchtlinge in der Sport- und Kulturhalle (7)

Die Sport- und Kulturhalle Unterliederbach wird voraussichtlich für zwei Jahre zur Unterbringung unbegleiteter jugendlicher Flüchtlinge genutzt werden. Die Betreuung der Jugendlichen wird von der Arbeiterwohlfahrt Süd-Hessen (AWO) übernommen werden. Dies wurde auf der Sitzung des Ortsbeirats 6 am vergangenen Dienstag bekannt. Die Halle wird derzeit renoviert und soll im November bezugsfähig sein.

Der Sportschützenverein, der im Keller untergebracht ist, wird seine unter Eigenleistung renovierten Räumlichkeiten weiter nutzen dürfen, allerdings nur für Versammlungen. Einen Versammlungsort für Unterliederbacher Bürgerinnen und Bürger wird es weiterhin nicht geben.

Auf der Ortsbeiratssitzung wurde auch bekannt, dass die Turnhalle der Paul-Ehrlich-Schule in Höchst ebenfalls als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden wird. Das wird neben dem Schulsport auch Vereine einschränken, die die Schulturnhallen als Trainingsstätte nutzen. Im Westen von Frankfurt wird mit der – hoffentlich – baldigen Fertigstellung der Schulsporthalle der Karl-Oppermann-Schule eine Entspannung der Lage eintreten.

Unterliederbach: Flüchtlinge in der Sport- und Kulturhalle (6)

Auch die Partei Die Linke hat etwas zum Thema zu sagen. Dominike Pauli akzeptiert  die zeitweise Unterbringung der jugendlichen, unbegleiteten Flüchtlinge in der Sport- und Kulturhalle Unterliederbach, begrüßt die bereits zugesagte Unterstützung Unterliederbacher Vereine und lässt auch die Äußerungen der beiden Sprecher des Arbeitskreises in einem etwas andere Licht erscheinen als in den Darstellungen der lokalen Presse. Wobei hier noch zusätzlich festgestellt werden muss, dass die Beiträge im Höchster Kreisblatt schlecht oder gar nicht recherchiert sind.

Wir halten die Sport- und Kulturhalle für durchaus geeignet, auch jugendlichen, unbegleiteten Flüchtlingen zeitweise als Unterkunft zu dienen. Im Moment ist die Raumnot für diese Zielgruppe so groß, dass Kinder und Jugendliche sogar  in Hotels im Bahnhofsviertel untergebracht werden müssen. Das geht gar nicht. Deshalb ist die Alternative „Kultur-und Sporthalle“ in Unterliederbach zu akzeptieren.

Besonders erfreulich ist es, dass bereits Vereine ihre Bereitschaft signalisiert haben, diesen Kindern und Jugendlichen Angebote z.B. für sportliche Betätigung zu machen. Auch  die Sprecher des Arbeitskreises „Sport- und Kulturhalle“ haben volle Unterstützung für die Flüchtlinge zugesagt.

In Höchst und Umgebung gibt es seit Jahren etliche Unterkünfte für jugendliche, unbegleitete Flüchtlinge und das läuft weitgehend reibungslos.

 Was aber  nicht zu  akzeptieren ist, ist die Art und Weise wie seitens der  Stadtverwaltung, hier im Besonderen das Sportdezernat,  mit den engagierten BürgerInnen Unterliederbachs, die sich seit langem für die „Sport- und Kulturhalle“ einsetzen,  und mit  dem Schützenverein umgegangen wird.

Die Stadtverwaltung hätte die Menschen vor Ort, mindestens aber die Sprecher des Arbeitskreises, bei ihren Planungen für eine Flüchtlingsunterkunft in der Halle rechtzeitig informieren und damit mitnehmen müssen.  

 Es ist ja nicht das erste Mal, dass die Stadt mit Unterliederbacher BürgerInnen so verfahren ist, siehe Differenzen mit dem Nachbarschaftsverein in der Engelsruhe. Auch dort haben die Aktiven vor Ort erst zufällig erfahren, dass in ihrem Quartier bauliche Veränderungen entgegen ursprünglichen Absprachen stattfinden sollten.

 Dazu kommt, dass der Schützenverein sich auf die Zusagen der Stadt verlassen und bereits massiv mit Instandsetzungsarbeiten in der Halle begonnen hat.

Da ist die Stadt in der Pflicht, Abhilfe schaffen: Der Verein braucht dringend und sehr schnell geeignete Räumlichkeiten und muß für die geleisteten Investitionen  entschädigt werden.

 Unterliederbach braucht genau so dringend Räume für Sport  (Vereine, Schulen und ungebundene Sportgruppen), Feierlichkeiten und Ausstellungen etc.. Der Stadtteil wächst rasant, viele Wohnungen wurden und werden gebaut, aber die Infrastruktur hinkt hinterher. Und wir können nicht noch Jahre darauf warten.

Unterliederbach: Flüchtlinge in der Sport- und Kulturhalle (5)

Die im Stadtteil engagierten politischen Parteien melden sich nach und nach auch zu Wort. Hubert Schmitt von der SPD im Ortsbeirat 6 hat einen Antrag zugesandt, wie er ihn in der kommenden Ortsbeiratssitzung am Dienstag, dem 06. Oktober 2015, einbringen wird. Der Antrag ist nachfolgend abgedruckt:

SPD

im Ortsbeirat 6

Frankfurt/M., 01.10.2015

Tischvorlage

OM: Lösung für den Bedarf der Vereine, des Schulsports und der Bürgerinnen und Bürger an einer Halle und an Versammlungsräumen in Unterliederbach herbeiführen

Der Magistrat wird beauftragt wegen eines Ersatzes für die Sport- und Kulturhalle Unterliederbach baldmöglichst mit Vertretern des Ortsbeirats und der Stadtverordnetenversammlung sowie mit Vertretern der Unterliederbacher Vereine und der Schulen im Stadtteil zu beraten und schnell eine Lösung herbeizuführen, wie die benötigten Räume für die Aktivitäten und Veranstaltungen der Vereine, der Bürgerinnen und Bürger und für den Schulsport zur Verfügung gestellt werden können.

Begründung:

Vor nunmehr 2 Jahren war die Reparatur der großen Halle in der Sport- und Kulturhalle Unterliederbach, die wegen baulicher Mängeln geschlossen worden war, vom zuständigen Sportdezernenten Markus Frank versprochen worden. Hintergrund war der Bedarf für den Schulsport und für einen Versammlungsraum für die Vereine und für die Bürgerinnen und Bürger im an Einwohner stark wachsenden Stadtteil Unterliederbach. Es hieß damals, dass die erforderliche Reparatur bald durchgeführt sein würde. Als Zeitpunkt für die Inbetriebnahme der Halle war Sommer 2014 genannt worden. Aber bis zum heutigen Tag ist die Reparatur tatsächlich noch nicht einmal begonnen worden.

Jetzt hat die Stadt mitgeteilt, dass die Halle wirklich repariert wird und dort unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht werden. Das zuständige Sozialdezernat hat zur Begründung für diese Entscheidung darauf hingewiesen, wie schwierig es ist, schnell ausreichend Unterkünfte für die seit diesem Jahr stark zunehmende Zahl an Flüchtlingen zu finden. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass die Stadt für die Menschen, die vor Krieg, Gewalt usw. aus ihren Heimatländern fliehen und bei uns Schutz und Asyl suchen, ein Gebäude heranzieht, dass zur Zeit weitgehend leer steht bzw. ungenutzt ist.

Auf der anderen Seite bleibt der Bedarf in Unterliederbach für eine Halle und für Versammlungsräume weiterhin bestehen. Deshalb muss der Magistrat jetzt mit den politischen Vertretern vor Ort, mit den Vertretern der Vereine und der Schulen im Stadtteil gemeinsam auch hierfür schnell eine Lösung herbeiführen.

Antragsteller und Fraktionsvorsitzender:

Hubert Schmitt, Sossenheimer Weg 46, 65929 Frankfurt am Main, Tel: 069/315695, e-mail: hubertschmitt1961@freenet.de

Unterliederbach: Flüchtlinge in der Sport- und Kulturhalle (4)

Zwischenzeitlich hat sich auch die CDU Höchst/Unterliederbach zu Wort gemeldet. Sie sieht die Unterbringung von Flüchtlingen in der Sport- und Kulturhalle als nachvollziehbar an, weist aber auch auf einen Härtefall hin, bei dem die Stadt in der Pflicht stehe, dem betroffenen Verein zu helfen. Stadtrat Markus Frank (CDU) hatte übrigens bei einer Veranstaltung im Februar dem Schützenverein zugesagt, dass die Stadt für die Materialien, die zum Herrichten des Kellers der Sport- und Kulturhalle Unterliederbach notwendig seien, von der Stadt bezahlt werden. Nachfolgend die Presseerklärung der CDU Höchst/Unterliederbach:

CDU: Unterbringung von Flüchtlingen in der Sport- und Kulturhalle nachvollziehbar – betroffenem Schützenverein helfen

Frankfurt-Unterliederbach, 01. Oktober 2015. Nach der Entscheidung der Stadt Frankfurt, die Sport- und Kulturhalle Unterliederbach zur Unterbringung von minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen zu nutzen, setzt sich die CDU Höchst/Unterliederbach dafür ein, dem betroffenen Schützenverein Unterliederbach zu helfen.

Noch vor einigen Monaten war nicht absehbar, dass eine derart große Anzahl Flüchtlinge in Deutschland und in Frankfurt eintreffen wird, für die Unterkünfte gebraucht werden. Für uns ist die Entscheidung der Stadt Frankfurt, in dieser dringlichen Situation die Sport- und Kulturhalle befristet als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen, absolut nachvollziehbar und sicherlich werden auch die Unterliederbacher Vereine dafür Verständnis haben“, sagte der Vorsitzende der CDU Höchst/Unterliederbach, Hans-Peter Burggraf.

Von dieser Entscheidung stark betroffen ist allerdings der Sportschützenverein 1955 Frankfurt-Unterliederbach e.V., der bereits Räumlichkeiten im Keller der Sport- und Kulturhalle für seine Vereinszwecke hergerichtet hatte. Der für Unterliederbach zuständige CDU-Ortsbeirat Hans-Christoph Weibler hat daher zur nächsten Sitzung des Ortsbeirates einen Antrag eingebracht, in dem der Magistrat gebeten wird, dem Sportschützenverein die Unkosten für die bisherige Herrichtung des Kellers zu ersetzen und den Verein zudem bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten zu unterstützen.

Die Sportschützen haben im Vertrauen darauf, dass sie den Keller für ihre sportlichen Zwecke nutzen können, mit Arbeiten zur Herrichtung einer Schießanlage begonnen und viel Zeit und Geld investiert“, betonte Ortsbeirat Weibler. „Bedingt durch die Situation um die Unterbringung von Flüchtlingen, mussten die Sportschützen nun die Arbeiten einstellen. Hier sollte der Magistrat dem Verein die Unkosten ersetzen und auch bei der Suche nach neuen Räumen behilflich sein beziehungsweise geeignete anbieten.“

Unterliederbach: Flüchtlinge in der Sport- und Kulturhalle (3)

Wie stehen die Vereine, wie die Bürgerinnen und Bürger aus Unterliederbach zur Nutzung der Sport- und Kulturhalle Unterliederbach zur Unterbringung von jugendlichen Flüchtlingen? Hier ist ein Brief von Monika Kunz, evangelische Pfarrerin in Frankfurt am Main Unterliederbach, abgedruckt. Der Brief ist eine Antwort auf den Brief von Herrn Stefan Schmidt und wird hier mit der freundlichen Erlaubnis von Frau Kunz wiedergegeben:

Liebe Unterliederbacher und lokal-politisch Aktive, sehr geehrte Damen und Herren, lieber Herr Schmidt,

vielen herzlichen Dank für Ihre Informationen und den ausgesprochen bedächtigen Brief zur Belegung und Nutzung der Sport- und Kulturhalle!

Als ich die Artikel in Kreisblatt und Rundschau las, war ich erschrocken über den Ton in der Ablehnung und dem Protest gegen die Hallennutzung für minderjährige Flüchtlinge.
Ich meine, wenn es in unseren Tagen eine Kulturpflege geben muss, dann die einer christlichen Willkommenskultur für die vielen Menschen in Not.
Ich bin sehr froh und dankbar für die derzeitigen kurzentschlossenen Hilfs- und Betreuungsmöglichkeiten von Flüchtlingen, die in Frankfurt geschaffen werden. Ich möchte stolz sein können auf meine Stadt und mich nicht schämen müssen, weil Eigeninteressen  in den Vordergrund gestellt werden.
Es gibt sicherlich eine Zeit, in der die Freizeitvergnügungen von Unterliederbachs Bevölkerung gründlich bedacht werden sollten, aber diese Zeit ist nicht jetzt.

Wenn die AWO unsere Unterstützung brauchen sollte, wäre ich dankbar für eine Mitteilung an unsere ev. Kirchengemeinde bzw. an mich persönlich.

Mit freundlichen Grüßen

Monika Kunz, Pfarrerin der Ev. Kirchengemeinde Unterliederbach
Wartburgstr. 3
65929 Frankfurt am Main

Unterliederbach: Flüchtlinge in der Sport- und Kulturhalle (2)

Sport- und Kulturhalle Unterliederbach (2014)
Die Sport-und Kulturhalle Unterliederbach (Archiv-Bild: Jürgen Lange, 2014)

Wie stehen die Unterliederbacher Vereine zur Sport- und Kulturhalle und ihrer Nutzung? Was sagen sie zur Nutzung der Halle für die Unterbringung jugendlicher Flüchtlinge. Hier kommt zunächst Herr Stefan Schmidt zu Wort. Sein Brief war zunächst an die Mitglieder des Arbeitskreises Sport- und Kulturhalle Unterliederbach gerichtet, die Veröffentlichung hier erfolgt mit seinem  Einverständnis:

Sehr geehrte Mitglieder des Arbeitskreises,

mit großer Verwunderung habe ich heute Morgen den Artikel zur Kulturhalle im Höchster Kreisblatt gelesen. „Vereine laufen Sturm“ war der Tenor des Artikels.

Ich möchte betonen, dass hiervon für meinen Verein (VfB Unterliederbach) keine Rede sein kann. Der VfB Unterliederbach nutzt derzeit als einziger Verein die Sport- und Kulturhalle. Zwei Umkleideräume der Halle wurden uns auf Vermittlung von Herrn Schneeweis zur Verfügung gestellt, um bei der Vielzahl der Mannschaften unsere beengten Möglichkeiten in unserem Funktionsgebäude zu entlasten. Am vergangenen Freitag wurde ich vom Sportamt vertraulich informiert, dass die Halle  als Flüchtlingsunterkunft für Minderjährige vorgesehen sei und gebeten, die schnellstmögliche Räumung zu veranlassen. Diesem Wunsch sind wir nachgekommen, obwohl wir natürlich gerne die beiden Umkleideräume behalten hätten. Heute Abend werden wir die uns zur Verfügung gestellten Räume geleert haben. Wir haben zudem angeboten, dass wir den jugendlichen Flüchtlingen Mitwirkungsmöglichkeiten im Rahmen unserer Kapazitäten geben möchten. Denkbar sind Teilnahme an unserem regulären Trainingsbetrieb; auch bei der Ausstattung mit Sportkleidung können wir sicherlich helfen. Aber auch die Nutzung des Kleinfeldes und des Tennenplatzes in trainingsfreien Zeiten werden wir ermöglichen.

Bedauerlich ist die eingetretene Situation sicherlich für die Sportschützen. Deren Erwartungen an eine Sportstätte werden nun zum zweiten Mal enttäuscht. Hier wäre die Stadtverwaltung gut beraten, wenn sie nun mit etwas größerem Elan nach einer Lösung suchen würde.

Ansonsten möchte ich darauf hinweisen, dass der Vereinsring Unterliederbach im März 2015 zu einer Versammlung eingeladen hatte, in der der aktuelle Bedarf der Unterliederbacher Vereine zur Nutzung der Sport- und Kulturhalle abgefragt wurde. Ich möchte aus dem Protokoll der Sitzung, die am 26.03.2015 stattfand, zitieren:

„Von den anwesenden Vereinsvertreter hat niemand erklärt, die Halle aktuell selbst nutzen zu wollen. Die Vereine, die früher die Halle genutzt haben, führen tatsächlich durch die lange Zeit, die die große Halle und auch die anderen Räume nicht mehr zur Verfügung standen, inzwischen in anderen Räumen, die ihren Zwecken gerecht werden, ihre Veranstaltungen durch.“

Auch der VfB Unterliederbach, der früher in den Wintermonaten „Vereins-Hauptnutzer“ der großen Halle war, fühlt sich mittlerweile im Winter mit den jüngeren Jugendmannschaften in den umliegenden Schulturnhallen besser aufgehoben. Allerdings betrachten wir mit Sorge, dass immer mehr Turnhallen dem Sportbetrieb entzogen werden, so dass wir die Befürchtung hegen, dass ganzjährige betriebene Hallensportarten in die von uns im Winter benötigten Hallen verlagert werden.  Aber das ist ein anderes Thema ….

Zurück zur Kulturhalle. Nicht unterschlagen möchte ich, dass sich in der erwähnten Veranstaltung des Vereinsrings alle Anwesenden dafür ausgesprochen haben, dass  Unterliederbach ein Bürgerhaus braucht. Über dieses Bürgerhaus sollte die Politik sich einmal Gedanken machen. Dass ein seit Jahren wachsender Stadtteil wie Unterliederbach über eine derartige Begegnungsstätte nicht verfügt ist kein Ruhmesblatt der Stadtplanung.  Zudem war vor allem ein Bedarf der Schulen an der Sport- und Kulturhalle von den Vereinsverantwortlichen vermutet worden. Aber dies wird mit den Schulen zu erörtern sein und wohl wirklich in den nächsten Monaten zu Beeinträchtigungen im Sportunterricht führen.

Dass die Sprecher des Arbeitskreises Sport- und Kulturhalle nicht in die Planungen eingebunden waren, ist sicherlich nicht ganz glücklich. Man sollte aber auch bedenken, dass derzeit viele Mitarbeiter in der Verwaltung an schnellstmöglichen Lösungen für die Menschen arbeiten, die in unserer Stadt untergebracht werden müssen. Ein Rücktritt der beiden Sprecher wäre für mich ein Schnellschuss, der auch – mit Sicherheit ungerechtfertigt – als „verletzte Eitelkeit“ interpretiert werden könnte. Karl Leo und Heinz – macht weiter! Vielleicht kann sich der „Arbeitskreis Sport- und Kulturhalle“ vorbildlich für die Integration der jugendlichen Flüchtlinge in Unterliederbach engagieren. Nach meinem Kenntnisstand verfügen wir im Arbeitskreis sogar noch über eine kleine finanzielle Rücklage, die wir vielleicht auch für eine „Willkommensgeste“ nutzen könnten.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Schmidt

Schriftführer VfB Unterliederbach
Kassierer Vereinsring Unterliederbach
Mitglied im Arbeitskreis Sport- und Kulturhalle

Unterliederbach: Flüchtlinge in der Sport- und Kulturhalle (1)

Einem Aufschrei in der Frankfurter Presse folgend – von Sturm laufenden Vereinen (Frankfurter Neue Presse) war da die Rede – sollen hier weitere Informationen gegeben werden. Außerdem soll hier zwei Stimmen aus dem Stadtteil eine Öffentlichkeit gegeben werden, die den „Aufschrei” sehr stark relativieren und den humanitären Aspekt hervorheben: Wir leben in einer christlichen Gesellschaft und sollten das auch zeigen.

In der Sport- und Kulturhalle Unterliederbach sollen 75 jugendliche Flüchtlinge, die ohne ihre Eltern auf der Flucht sind, untergebracht werden. Die Betreuung wird  durch die AWO Perspektiven GmbH durchgeführt werden, die dies auch schon für das Valentin-Senger-Haus bewerkstelligt. Das Valentin-Senger-Haus ist eine Einrichtung für jugendliche Flüchtlinge, die ohne ihre Eltern nach Deutschland gekommen sind. Die räumliche Nähe zur Sport- und Kulturhalle erklärt den Zugriff der Stadt Frankfurt auf gerade diese Halle.

Natürlich ist es ärgerlich, dass es im Frankfurter Stadtteil Unterliederbach keinen für die Bürgerinnen und Bürger nutzbaren Versammlungsraum gibt. Ein Bürgerhaus stünde dem Stadtteil gut zu Gesicht. Aber Planungen in die Infrastruktur sind in Frankfurt am Main offensichtlich nicht möglich, es sei denn, es ist ein Prestigeobjekt wie das Europaviertel, wo im Westen schon die ersten Parks und Spielflächen fertig waren, bevor überhaupt mit dem Bau der Wohnhäuser begonnen worden war.

Deutschland hilft den Flüchtlingen und Unterliederbach sollte da nicht außen vorstehen. 75 Menschen können für einen Stadtteil mit 15.000 Einwohnern keine Belastung sein. Teilen ist ein Gebot der Stunde.