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Feierstunde zur Deutschen Einheit in der Paulskirche

Mit stimmungsvollen Veranstaltungen hat die Stadt Frankfurt am Main den Tag der Deutschen Einheit begangen. In einer Feierstunde in der Paulskirche wurden am Vormittag des 3. Oktober die friedliche Revolution von 1989 und die Wiedervereinigung 1990 gewürdigt. Noch bis Sonntag findet das Bürgerfest „Jazz zum Dritten – 35 Jahre Wiedervereinigung“ auf dem Römerberg statt. Zu den Feierlichkeiten gehören auch das Chor-Event „3. Oktober – Deutschland singt und klingt“, Veranstaltungen der Volkshochschule im Stadthaus, Ausstellungen auf dem Römerberg und eine abendliche Projektion auf die Römerfassade, die historische Bilder mit Berichten von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen verbindet.

In der Paulskirche schlug Oberbürgermeister Mike Josef den Bogen von der Frankfurter Nationalversammmlung 1849/49 zu den Ereignissen von 1989/90. „Die friedliche Revolution hat uns gezeigt, dass die Versprechungen der Demokratie – Partizipation, Freiheit, Gestaltungs- und Entfaltungsmöglichkeiten – Menschen bewegen und im wörtlichen Sinne Mauern überwinden können.“ Während die Entwicklungen, die zur Wiedervereinigung führten, im Rückblick rasant vonstatten gegangen seien, dauere das Zusammenwachsen bis heute an. „Die richtige Einheit in den Herzen und Köpfen, das Zusammenkommen und Brückenbauen ist kontinuierliche, harte Arbeit, denn oft müssen wir Ressentiments und Vorbehalte überwinden.“

Josef erinnerte auch daran, wie die Ereignisse vor 35 Jahren in der Stadt am Main erlebt wurden. „Die Euphorie im Jahr der Wiedervereinigung war groß. Wie so oft haben die Menschen hier in Frankfurt angepackt, Bettenbörsen organisiert, die vielen Gäste aus dem Osten willkommen geheißen und solidarisch beim – wie man es damals nannte – Aufbau unterstützt. Und bereits am 3. Oktober 1990 haben die damaligen Oberbürgermeister, Volker Hauff für Frankfurt und Hinrich Lehmann-Grube für Leipzig, im Rathaus von Leipzig eine Städtepartnerschaft begründet.“ Die Partnerschaft bedeute, voneinander zu lernen und von gemeinsamen Erfahrungen zu profitieren. „Wenn wir zusammenrücken, werden wir stärker, als wenn jeder für sich allein wirkt“, sagte Josef.

Die Festrede in der Paulskirche hielt Christian Wolff, der von 1992 bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2014 Pfarrer an der Thomaskirche in der Partnerstadt Leipzig war. Unter dem Titel „Osterweiterung – 35 Jahre Leben im neuen Deutschland. Erfahrungen und Perspektiven“ sprach Wolff darüber, wie er als Angehöriger der Achtundsechziger-Generation und „lupenreiner Wessi“ vor mehr als 35 Jahren von der revolutionären Entwicklung in Mitteleuropa in den Bann gezogen wurde. „Im April 1991 bin ich dann erstmals nach Leipzig gereist – voller Neugier auf das, was meine Frau und mich erwartete.“

Die Einheit sei das Beste gewesen, was beiden Teilen Deutschlands und Europa passieren konnte, sagte Wolff. Zugleich zog er aber auch eine kritische Bilanz der Geschichte seit der Wiedervereinigung. „Mit der Deutschen Einheit im Oktober 1990 hatten sich alle Reformgedanken und Erneuerungsnotwendigkeiten erst einmal erledigt. Das fällt uns 35 Jahre später in allen gesellschaftlichen Bereichen schwer auf die Füße.“ Zwar seien in manchen Teilen Ostdeutschlands tatsächlich „blühende Landschaften“ entstanden, doch sei es versäumt worden, „die radikalen Veränderungen, die mit Verlusterfahrungen – Arbeit, Wohnung, familiäre Bindungen – verbunden waren, mit dem Aufbruch zur Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Einklang zu bringen.“

Zwar sei in Deutschland keine „neue Mauer“ entstanden, sagte Wolff. „Allerdings sehe ich viele neue Aufgaben, viele Probleme, die wir nur gemeinsam lösen können: vor Ort, demokratisch, europäisch.“ Dazu hätten die AfD und rechtsnationale Bewegungen wie Pegida nichts beizutragen. Nötig sei vielmehr „eine dem einzelnen Menschen zugewandte, interventionistische, lösungsorientierte Bildungs-, Sozial- und Integrationspolitik – insbesondere im ländlichen Raum und in den prekären Stadtteilen.“ (Quelle: Stadt Frankfurt am Main)

Frankfurt feiert 25 Jahre Deutsche Einheit

Seit gestern, dem 02. Oktober 2015, feiert Frankfurt 25 Jahre Deutsche Einheit und damit 25 Jahre Freiheit und Frieden. Die Eröffnungsreden wurden von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier und Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann gehalten.

„Wir sind stolz darauf, dass wir dieses Jubiläumsfest für die Länder ausrichten. Deshalb ist es für uns eine große Ehre, am 3. Oktober gemeinsam mit Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel sowie mit zahlreichen weiteren hochrangigen Ehrengästen den Gottesdienst und den zentralen Festakt zu diesem Einheitstag in Frankfurt feiern zu können“, sagte Bouffier zum Start des Bürgerfestes. Gleichzeitig lud er alle interessierten Bürgerinnen und Bürger dazu ein, die Verfassungsorgane und alle anderen Ehrengäste an der Paulskirche (ab 09:30 Uhr) oder an der Alten Oper (ab 11:15 Uhr) zu begrüßen.

Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann sagte: „Ich freue mich anlässlich der Feierlichkeiten die Spitzen der fünf Verfassungsorgane am Morgen des 3. Oktober in der Paulskirche zu empfangen. Es ist für unsere Stadt eine große Ehre, dass sich alle Spitzen der Verfassungsorgane in das Goldene Buch der Stadt eintragen.“

300 Veranstaltungen werden bis zum 04. Oktober auf dem dreitägigen Bürgerfest angeboten werden, wobei sich die Feierlichkeiten über die gesamte Innenstadtfläche von der Alten Oper, über die Hauptwache, den Liebfrauenberg, den Paulsplatz, den Römer und das Mainufer erstrecken. An der Hauptwache gibt es zum Beispiel reichlich Unterhaltungsmusik, der Liebfrauenberg bietet geschichtliches.

Zum Bürgerfest werden etwa 1 Million Gäste erwartet. Die Innenstadt ist an den drei Tagen weitestgehend für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund verstärkt während der drei Tage seine Kapazitäten und hat für die Nutzer ein besonderes Angebot: Eine an diesen Tagen erworbene Tages- oder Gruppenkarte gilt über die gesamte Dauer des Bürgerfestes, also bis zum 04. Oktober 2015 einschließlich.

Weitere Informationen:

Stadt Frankfurt am Main

Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV)