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Wächterpreis 2025 im Kaisersaal verliehen

Im feierlichen Rahmen wurde am Montagabend, dem 30. Juni 2025, im Kaiseraal des Frankfurter Römers der Wächterpreis der Tagespresse 2025 verliehen. Die Auszeichnung würdigt jährlich investigativen Journalismus von besonderem öffentlichem Interesse.

Stadtrat Marcus Gwechenberger begrüßte die Gäste der Preisverleihung im Namen der Stadt Frankfurt am Main. Er sagte: „Die ausgezeichneten Arbeiten machen sichtbar, was sonst im Verborgenen bleibt. Es sind Geschichten, die ohne den Einsatz der Preisträgerinnen und Preisträger kaum die öffentliche Aufmerksamkeit gefunden hätten, die sie verdienen. Diese journalistische Arbeit ist essenziell für unsere Demokratie. Denn Meinungsbildung braucht Fakten – und Fakten brauchen Menschen, die sie unermüdlich recherchieren und veröffentlichen.“

Mit dem ersten Preis, dotiert mit 10.000 Euro, wurde Sophie Sommer von der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) für ihre eindrucksvolle Reportage über Kinderprostitution in Dortmund ausgezeichnet. Die Jury lobte die „aufwendig recherchierte und glänzend geschriebene Arbeit“, die auf sensible Weise erschütternde Missstände beleuchte, die in der Öffentlichkeit oft unbeachtet blieben.
Der zweite Preis, mit 6000 Euro dotiert, ging an Sönke Iwersen und Volker Votsmeier vom Handelsblatt für ihre Recherchen zur Rolle einer Staatsanwältin im Cum-Ex-Skandal. In ihrer Arbeit werde laut Jury sichtbar, „welchem institutionellen Druck eine unbeirrbare Ermittlerin ausgesetzt war“, die wesentlich zur Aufklärung des milliardenschweren Finanzbetrugs beigetragen habe.

Julia Rathcke von der Rheinischen Post erhielt für ihre Recherchen über einen AfD-Landtagsabgeordneten, der falsche Angaben zu seiner Biografie gemacht hatte, den dritten, mit 4000 Euro dotierten Preis. Die Autorin habe, so die Jury, „ein biografisches Lügengebäude zum Einsturz gebracht“ – trotz politischem und juristischem Druck.

Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden von einer unabhängigen Jury unter Vorsitz von Moritz Döbler, Chefredakteur der Rheinischen Post, sowie Andrea Rolfes, Chefredakteurin der Neuen Westfälischen, und Hans Eggert, ehemaliger Chefredakteur der Sächsischen Zeitung, ausgewählt. Der Wächterpreis wird seit 1969 vergeben. (Quelle: Stadt Frankfurt am Main)

„krautreporter.de” ist online

krautreporter.de” ist online. „krautreporter.de” ist weder ein Verwandter des Sauerkrautes noch des Krautrocks, „krautreporter.de” hat seine Wurzeln in der Menge. Crowdfunding ist ein Begriff, der dem World Wide Web entstammt. Er besagt, dass irgendetwas von einer Menge (engl. Crowd, Aussprache Kraut) finanziert wird. Häufig sind es Soft- und Hardware-Projekte, wobei sich Hardware-Projekte nicht auf die IT beschränken, oder auch Projekte aus dem Bereich der Musik oder anderer Medien, die durch Crowdfunding finanziert werden.

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Die Autoren sollen die Zeit haben, ordentlich zu recherchieren und bei ihren Themen auch in die Tiefe zu gehen, um unabhängigem Qualitätsjournalismus eine Basis zu geben. Es geht hier nicht um die schnelle Nachricht oder gar die große Schlagzeile, sondern um Inhalte. Dafür kann dann ein Artikel auch schon mal ein bisschen länger werden. Diejenigen, die zahlen haben einen Vorteil: Nur sie dürfen schreiben und / oder kommentieren. Außerdem haben sie Zugriff auf weitere Informationen zu einem Artikel.

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Von den Autoren ist Stefan Niggemeier wohl der, dessen Bekanntheitsgrad im Internet und auch in Print-Medien der größte sein dürfte. Er hat Spuren in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, in der Süddeutschen Zeitung und im Spiegel hinterlassen. Dazu gehört er zu den fleißigsten Bloggern in diesem Land. Er ist einer der Initiatoren von „krautreporter.de”.

Herausgeber ist Sebastian Esser, Alexander von Streit ist Chefredakteur und Philipp Schwörbel Geschäftsführer. Derzeit stehen Artikel von etwas mehr als zehn Autoren online.