Des Deutschen Taktgefühl

Sonntag Abend, der 3. Juni 2012, irgendwo in einem deutschen Konzertsaal, – es könnte die Jahrhunderthalle Frankfurt sein. Auf der Bühne eine Künstlerin, deren Stimme angenehm klingt, der man zuhören möchte. Das Publikum klatscht, – nicht nur Beifall, sondern auch den Takt oder – besser – was es für den Takt hält.

Man kennt es von Karnevalsveranstaltungen oder Schlagersendungen: Die oder der gemeine Deutsche drückt seine Begeisterung über die Musik dadurch aus, dass sie oder er mitklatscht, was bei dieser Brachialmusik relativ einfach ist. Einen schlichten 4/4-Takt bekommt man manchmal gerade noch so hin. Schlimm wird es, wenn die Musik einem anderen Rhythmus folgt und die oder der gemeine Deutsche trotzdem im 4/4-Takt klatscht.

Manchmal, so auch an besagtem Sonntag, teilt sich das Publikum auch noch in vier oder fünf Gruppen auf, die den Takt dann in verschiedenen Tempi mitklatschen oder es auch mal mit unterschiedlichen Rhythmen versuchen, – ein Grauen für Menschen, die mit einem Gehör ausgestattet sind, eine Freude für die terroristischen Elemente im Publikum.

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