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Sonderausstellung zu Frankfurts römischem Erbe eröffnet

Unter den Straßen der modernen Metropole verbirgt sich ein zweites, älteres Frankfurt: das römische. Mit der neuen Sonderausstellung „Frankfurts römisches Erbe – Archäologie einer lebendigen Vergangenheit“ macht das Archäologische Museum Frankfurt diesen weitgehend unsichtbaren Abschnitt der Stadtgeschichte in einem umfassenden Überblick erlebbar. Die Ausstellung ist seit heute, 25. November 2025, zu sehen.

Seit den sogenannten Befreiungskriegen gegen Napoleon, als aus nationaler Perspektive nach einer „vaterländischen Vorzeit“ oder einem „deutschen Altertum“ gesucht wurde, und nach der Degradierung Frankfurts zu einer Provinzstadt als Folge der Annexion durch Preußen, wurde das historische Selbstverständnis in der Stadt zu einem erheblichen Maße durch die einstige Bedeutung als Freie (Reichs-) Stadt und Wahl- (seit 1147) sowie Krönungsort (seit 1562) der römisch-deutschen Könige und erwählten Kaiser geprägt. Sichtbarer und populärer Ausdruck eines mit nationaler Perspektive aus dem 19. Jahrhundert tradierten und durch den Historismus geprägten Bildes der Geschichte Frankfurts sind bis heute die Herrscherbildnisse im Kaisersaal des Rathauses Römer sowie der Bezug auf die urkundlich überlieferte Anwesenheit Karls des Großen im Winter 793/794 in der Pfalz franconofurd.

Die vorkarolingische Geschichte Frankfurts, deren Kenntnis allein auf archäologischen Befunden und Funden beruht, fand hingegen kaum Eingang in das historische Bewusstsein der Stadtgesellschaft. Zu den Gründen dafür dürfte gehören, dass das Ruinengelände der römischen Stadt Nida, das im 19. Jahrhundert aufgrund seines Fundreichtums als „deutsches Pompeji“ bezeichnet wurde, bis zur Eingemeindung von Praunheim und Heddernheim im Jahre 1910 noch außerhalb der Stadtgrenzen Frankfurts lag.

Die Ausstellung lädt Besucherinnen und Besucher ein, die Archäologie Frankfurts Schicht für Schicht freizulegen – von den ersten Militärstützpunkten am Main über das römische Stadtzentrum Nida, die älteste Stadt auf heutigem Frankfurter Boden, bis hin zu den Anfängen des mittelalterlichen Frankfurts.

Im Mittelpunkt steht die Entwicklung der Region vom ersten Auftreten römischer Truppen am Main bis in das frühe Mittelalter. Anschauliche Karten, Funde und historische Zitate eröffnen den Blick auf den Naturraum rund um Main und Taunus – eine Landschaft, die von römischen Autoren als rau, wasserreich und faszinierend beschrieben wurde. Hier entstanden die ersten römischen Stützpunkte, aus denen sich im Laufe der Zeit das städtische Zentrum Nida mit den über das heutige Frankfurter Stadtgebiet verteilten Landgütern in seinem Umland entwickelte – die älteste Stadt auf Frankfurter Boden.

Nida war ein Ort der Begegnung und des Austauschs. Tempel, Thermen, Wohnhäuser und Werkstätten erzählen vom Leben in einer römischen Stadt, in der Menschen aus vielen Teilen des Reichs lebten und arbeiteten. Straßen verbanden sie mit der weiten Welt, Handel und Handwerk sorgten für Wohlstand, und in den Heiligtümern verehrten die Bewohner Götter aus Rom, Gallien und dem Osten des Reiches.

Doch schon das römische Frankfurt war von stetigem Wandel geprägt. Im 3. Jahrhundert erschütterten Krisen das Imperium – Grenzen verschoben sich, die Städte veränderten ihr Gesicht. Die Spuren dieser Umbrüche sind ebenso Teil der Ausstellung wie die Frage, was nach dem römischen Abzug geschah: Wie lebten die Menschen weiter, wer übernahm Verantwortung, und wie gestaltete sich der Übergang zu alamannischer und fränkischer Herrschaft? Alte Strukturen blieben teilweise bestehen, neue Verbindungen entstanden. Besonders der Ebel in Praunheim und der Domhügel belegen, wie sich aus römischen Wurzeln allmählich das mittelalterliche Frankfurt entwickelte.

„Frankfurts römisches Erbe“ erzählt nicht nur von Steinen und Artefakten, sondern von Menschen, ihren Lebenswelten und ihren Geschichten. Die Ausstellung zeigt, dass die römische Zeit kein fernes Kapitel ist, sondern ein Fundament, auf dem Frankfurt im Mittelalter stand – und zum Teil bis heute steht. Wer die Stadt mit offenen Augen betrachtet, kann sie überall entdecken – in ihren Straßen, ihrem Namen, ihrer Sprache und ihrer Kultur.

Die Sonderausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Generalkonsul Massimo Darchini vom Consolato Generale d’Italia, Francoforte sul Meno. Sie wird substantiell gefördert von dem Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main. (Quelle: Stadt Frankfurt am Main)